Der Wahnsinn am Kunstmarkt

Es wird so oft über die Preise für ein Kunstwerk gelästert, dass es Künstler schon gar nicht mehr hören können, wenn einer wieder damit anfängt. Soll das Werk jetzt 500 Euro oder 5.000 Euro kosten? Könnte der Künstler das nicht stiften oder kostenlos ausstellen? Eine Ausstellung bringt ja immer Publicity? Während sich tausende Künstler am Existenzminimum bewegen, werden für bekannte Werke bekannter Künstler Millionenbeträge ausgegeben. Wer leidet unter dem Wahnsinn?

Ein Modemacher verkaufte bei einem Auktionshaus das Selbstportrait eines Künstlers für 29 Millionen Dollar. Es handelt sich dabei um ein Foto, das höchstens 10 Euro Materialwert hat. Darauf ist der unfrisierte Künstler zu sehen. Der gesunde Menschenverstand ist bei der Zusammensetzung des Preises auszuschalten.

Das Bild einer Flagge, von einem Künstler gestaltet, wurde bei einem anderen Auktionshaus für 25,5 Millionen verkauft. Jeder, der einen Pinsel halten kann, könnte theoretisch das Bild malen. Wie kommen diese Preise zustande und warum werden sie weiterhin stabil bleiben?

Darauf wird niemand wirklich eine Antwort finden. Auch, dass das Bild als Vorbesitzer einen verstorbenen Bestsellerautor hatte, hilft nicht bei der Preisfindung.

Wer die Arbeiten übers Telefon gekauft hat, ist unbekannt. Wenn man sich vorstellt, dass der Jahres-Durchschnittsverdienst eines Künstlers in Deutschland bei 10.000 Euro liegt, kann man nur den Kopf schütteln darüber, in was für einer Welt wir leben.

Nur mal hochgerechnet:

Produziert ein Künstler 58.000 Werke, die er für 500 Euro pro Stück verkauft, dann kommt er auf den Betrag des versteigerten Fotos. Würde er jeden Tag ein Bild malen, müsste er allerdings 158 Jahre alt werden und bei seiner Geburt anfangen. Ein unverständlicher und kaum nachvollziehbarer Wahnsinn.